Donnerstag, 29. September 2011

13 - Last, but not least: Die elektronische Entzerrung

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Fast geschafft! Nach fertig gestellter Verkabelung und den ersten Hörproben müsste man schon ein wunderbares Gefühl in diesem Raum und auch für diesen Raum entwickeln können. Hierbei spielt natürlich der allererste Eindruck schon eine gewichtige Rolle, die aber auch trügerisch sein kann bzw. könnte...
Zunächst bekommt man bei den ersten Hörproben (natürlich :-) ) einen grundsätzlich sehr angenehmen Eindruck: Dank der Auslagerung der DAW in den Nachbarraum hört man von der ganzen Technik nämlich schon einmal gar nichts. Sehr gut!

Bei ersten Spracheindrücken stellt sich sehr schnell das Gefühl ein, dass der Raum nicht mehr "antwortet". Weder Reflexionen oder gar störende Flatterechos sind wahrzunehmen. Das ist natürlich auch sehr gut, denn das wollten wir ja u.a. vermeiden.

Aber was ist schon so ein Sprachtest wert? Auf die gesamte Frequenzspanne, die wir bei der eigentlichen Audiobearbeitung berücksichtigen werden, ist das ja weniger als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Also nichts :-)

Also rein mit der ersten Musik... Hier nimmt man natürlich am besten ein echtes Referenzstück, was man auch schon gut kennen sollte. Und hier hört man nun die wahren und echten Vorzüge des neu erstellten Raums: Die oben bereits erahnten Eindrücke bestätigen sich ausgesprochen schnell: Nicht nur, dass der Raum keinerlei störende Artefakte mehr mit sich bringt. Nein, vielmehr scheinen auch die Absorber einen wunderbaren Dienst zu leisten. Denn trotz der eigentlich noch relativ kleinen Ausmaße aber der ausgefuchsten Kombination von Porösabsorbern in Verbindung mit den Plattenschwingern spürt und hört man sehr deutlich, dass der Raum aktiv von allen störenden Elementen befreit wird.

Und das Schöne daran: Trotzdem hat man nicht den Eindruck, dass es auch nur ansatzweise "muffig" klingt oder zu sehr gedämpft. Im Gegenteil: Hier kommen die Diffusoren voll zum Einsatz und vermitteln das Gefühl, dass der Raum trotz seiner an sich (fast, sh. unten) neutralen Eigenschaften irgendwie "luftig" zu klingen scheint. Man hat fast das Gefühl, dass er nicht mehr da ist.

Bis hierhin also ein wunderbares Ergebnis, was ja auch schon einiges an Zeit, Kraft und auch Geld gekostet hat...

Interessant also noch zu sehen, ob der Raum tatsächlich auch einem wissenschaftlichen Messvorgang stand halten kann. Und - die etwas fortgeschritteneren Leser werden es schon ahnen - das kann der Raum selbstverständlich noch nicht.

Beispiel: Die Basssperre, die wir ja so aufwändig gebaut haben, ist ja nicht gebaut worden, um tatsächlich aktiv Schall "zu schlucken" oder in irgendeiner Form absorbierend zu wirken. Im Gegenteil: dieses Element soll ja gerade ein "Vollreflektor" sein. Schier unmöglich also, dass hier nicht noch Frequenzen zurück geworfen werden, die zunächst erst einmal durch als "störend" deklariert werden könnten!

Wie also kann es dann sein, dass man trotzdem zunächst den Eindruck hat, dass sich gerade der Bassbereich deutlich klarer definiert? Nun, das ist eigentlich ganz einfach: Der Sinn der Basssperre ist ja der, die tiefen Frequenzen daran zu hindern, sich vor der Reflexion der frontalen Wand allzuweit zu entfernen, um dann erst später, also mit einer Phasenverschiebung, beim Hörer einzutreffen. Genau DAS haben wir mit der Konstruktion auch erreicht. Dennoch darf man nicht vergessen, dass sich Basswellen kugelförmig ausbreiten und mit der Basssperre sozusagen die vom Hörer abgewandte "Halbkugel" abgeschnitten und gleichzeitig mit der dem Hörer zugeneigten "Halbkugel" der Ausbreitung addiert.

Hierdurch sind unangenehme und störende Phasenverschiebungen zwar unterbunden, es bleibt aber natürlich bei einer Anhebung der Basssignale an der Hörposition von +6 dbA.

Diese - und natürlich auch andere - noch verbleibenden störenden Einflüsse gilt es im letzten Schritt noch zu eliminieren.

Und hier gibt es leider keinen anderen Weg, als die zunächst nur durch die Baumaßnahmen an sich beeinflusste Alphakurve des Raums zu ermitteln durch eine Messung.

In unserem Fall ergab sich - Gott sei Dank! - bereits eine relativ "ruhige" Alphakurve ohne großartige Ausbrüche der Amplitude bei dieser oder jener Frequenz. Es ergab sich eine bereits recht lineare Darstellung des gesamten Frequenzspektrums zwischen 20 Hz und 20.000 Hz. Allerdings stand zunächst der oben beschriebene Basseffekt noch zur Korrektur an. Darüber hinaus wurden auch noch bestimmte Eigenschaften der Lautsprecher noch ausgeglichen, so dass mithilfe einer elektronischen Entzerrung eine spiegelglatte Alphakurve erzeugt werden konnte.

Hierzu sei noch folgende Empfehlung gegeben: An sich ist so eine elektronische Entzerrung sehr leicht möglich innerhalb der benutzen DAW-Software (in unserem Fall Nuendo und Pro Tools - ja, wir haben beides^^), allerdings findet das natürlich relativ schnell seine Grenze. Pro eingesetztem EQ stehen x Bänder zur Verfügung (in unserem Fall vier), was die Zahl der einzusetzenden EQs natürlich entsprechend vergrößert, sofern man eine wirklich "glatte" Kurve haben möchte.

Deutlich besser geeignet und vor allem auch permanent in den Abhörweg schaltbar ist z.B. die Lösung der Firma Real Sound Lab, die mit ihrem Korrektur-Filter "APEQ-2pro (DIO)" oder dessen großem Bruder, dem "APEQ-8pro DIO" ein wahres Wunderwerk an Kurvenglättung hinbekommen können. Hier greifen sage und schreibe weit über 4.000 (!) einzelne Filterstufen an, die somit eine hochauflösende Anpassung des Frequenzgangs erreichen können, an die die einfache Lösung über parametrische EQs in den Abhörwegen der DAW-Software nicht mal ansatzweise heran reichen kann!

Wer also solch eine Korrekturentzerrung benötigt (oder anders: Wer benötigt sie nicht????), sollte sich dringend überlegen, dieses Produkt einzusetzen. Die Erfahrung zeigt auch, dass ähnlich arbeitende Konkurrenzprodukte auf reiner Softwarebasis und auch Hardware-"Pendants" (wenn es die überhaupt gibt...) hier schlichtweg nicht mithalten können. Perfekte DA-Wandlung ist hier Standard, so dass man einen solchen APEQ-Entzerrer sehr guten Gewissens z.B. direkt hinter der DAW einbinden kann, um eine permanente Verbesserung des Abhörsignals dauerhaft zu erzielen.

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